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Geostationärer Satellit - die Sichtweise der Manager


Ein geostationärer Satellit kreist auf einer geostationären Umlaufbahn um die Erde, und nimmt immer dieselbe Position über der Erdoberfläche ein. Er folgt der Erdrotation mit derselben Geschwindigkeit. Beispiel dafür sind unsere Fernsehsatelliten, sonst müsste die Empfangsschüssel laufend nachpositioniert werden.
Ein geostationärer Satellit sieht sozusagen immer denselben Teil der Erde. Geneigter Leser, was hat das nun mit Wirtschaft zu tun?

Viele Manager neigen dazu, genau diese geostationäre Position und immer dieselbe Sichtweise auf ihr Arbeitsfeld und auf ihren Verantwortungsbereich einzunehmen, quasi nicht über den Tellerrand hinauszublicken.

Manager meinen, es reiche die Vogelperspektive (Birds view) einzunehmen. Egal in welcher Höhe man  immer an derselben Position steht, bleibt der Blickwinkel doch gleich. Mit der zunehmenden Entfernung ist zwar der Überblick etwas besser, aber irgendwann sieht man in der Nacht nur mehr weisse, gelbe und blaue Punkte. 
Manch ein Manager ist ein „geostationärer Satellit“. Er nimmt immer dieselbe Position ein. Auch ein Zugvogel hat, obwohl er viele Meilen weit fliegt, zwar mehr von der Welt gesehen, trotzdem folgt er nur einer bestimmten Flugbahn.

Die Auswirkung eines derartigen Verhaltens in einem globalen und zunehmend dynamischen Umfeld braucht man nicht näher zu erläutern: Veränderung wird zu spät wahrgenommen!
Das Phänomen begegnet einem aber nicht nur im Management, nein es betrifft ein ganzes Unternehmen in allen Organisationsebenen.

Schrebergartendenken

Das Phänomen ist landläufig unter „Schrebergartendenken“, „Gärtlidenken“ oder „Inseldenken“ bekannt. Man sieht nur sein unmittelbares oder geschütztes Umfeld und bewegt sich kaum aus der Insel hinaus. Der Horizont ist weit weg. Menschlich ist dies verständlich, weil das enge Umfeld Schutz verspricht, Bedrohungen oder Probleme leichter in einer bekannten Umgebung behandelt werden können.

Warum ist das so? Ich kann hier nur mutmassen. Ist es Bequemlichkeit, Angst vor Neuem, Wunsch nach Geborgenheit, die uns verleiten, immer um dasselbe Thema zu kreisen? Möglicherweise ist diese verbreitete Sichtweise auf unsere Menschheitsgeschichte von Familien und Stämmen zurückzuführen, also auf ein beschränktes Umfeld, aber das müssten Anthropologen beurteilen.

Was kann man dagegen tun? 

Einige Massnahmen sind denkbar:
  • Das Teamwork über Abteilungen / Stakeholder fördern und Entscheidungen ans Team delegieren
  • Starre und streng hierarchische Organisationen aufbrechen
  • Einen Wechsel zwischen Abteilungen  und sogar zwischen Unternehmen forcieren
  • Die eigene Einstellung transparent machen
  • Visionäres Denken fördern („Out-of-the Box“-Denken)

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