Direkt zum Hauptbereich

Cognac

Der werte Leser wird sich denken, was hat Cognac mit Management zu tun? Zumindest spielt Cognac – natürlich der besten Sorte – in einer kleinen Managementepisode eine Hauptrolle.

Die Episode spielt im südlichen China, in einer der grossen Städte nördlich von Hongkong in Donguan. Wie China-Kenner wissen, versuchen die Chinesen gerne uns Europäer mit Alkohol zu besiegen. Dies ist eigentlich ein schwieriges Unterfangen für Bewohner des Lands der Mitte, da sie aus vermutlich genetischen Gründen Alkohol wesentlich schlechter vertragen. Im Regelfall geht dieses Bemühen mit dem Konsum von erheblichen Flüssigkeitsmengen einher und schlussendlich meist mit dem Europäer oder Amerikaner als Sieger aus.

Wir waren vom Eigentümer eines Industrieunternehmens zum Mittagessen eingeladen, unter wir verstehe ich unser chinesisches Hongkong-Team und ein Mitarbeiter aus dem europäischen Headquarter.

Der Eigentümer bestellte gleich zu Beginn des Essens eine Flasche Cognac

Die Erwartungshaltung war natürlich, dass unser gesamtes Team abgefüllt wird. Das chinesische Hongkong Team vertrug keinen Alkohol und der Kollege aus der Zentrale trank prinzipiell keinen Alkohol. Ablehnen wäre andererseits als unfreundlicher Akt ausgelegt worden.

Ich musste also die ganze Angelegenheit in die Hand nehmen und als Delegationsleiter das Heft oder besser gesagt den französischen Marken-Cognac in die Hand nehmen. Schlussendlich vertrage ich Alkohol sehr gut und bin nicht so leicht unter den Tisch zu bekommen.

Die Erfahrung half mir hier kühlen Kopf zu bewahren und einige Tricks anzuwenden. «Trinke das Glas niemals ganz aus», denn dann wird weniger nachgeschenkt und dies fällt nicht auf und versuche soviel wie möglich anders zu vernichten (Blumentöpfe, nicht mehr verwendete Gläser, etwas verschütten). Da kann man schon einfallsreich sein.

"Ex" das Glas

Es ging Runde um Runde, natürlich «Ex»! Irgendwann merkte ich, dass mein Gegenüber nachliess und dachte schon die Aktion ist beendet. Mitnichten, der chinesische Geschäftsmann war ein Schlitzohr und kam auf die abstruse Idee alle Kellnerinnen mit mir Bruderschaft (oder besser Schwesterschaft?) trinken zu lassen.  Viel Möglichkeiten hatte ich nicht mich dagegen zu wehren, aber immerhin waren alle Kellnerinnen zumindest jung und hübsch.

Und so kam es, dass der Chinese und ich während des Mittagessens eine ganze Flasche Cognac vernichtet haben.

Das Ergebnis

Das Ergebnis weiter? Der Chef ward nachmittags nicht mehr gesehen. Und ich? Ich habe ganz normal meine Arbeit wieder aufgenommen!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Der Scheisser oder wie Rechtschreibprüfung versagt!

In dieser kleinen Geschichte ging es um die Qualifizierung von Verkleben statt Versch w eissen von Stahl. Diese Mail erhielt ich wortwörtlich als Input von einem Lieferanten. «Meine persönliche Einstellung zu kleben: Heute sind die Kleber extrem gut und belastbar, jedoch sehr heikel in der Vorbehandlung / Feuchtigkeit, Temperaturen und nicht fettfreie Oberflächen können hier das Ergebnis stark beeinflussen. Im Produktionsablauf müsste also ein Schweisser auf einmal kleben. Das klingt zwar relativ einfach aber wenn man an die Umgebung denke wo ein Scheisser steht und seine Hände anschaut ist das alles andere als die Umgebung wo sauber geklebt wird! Aus diesen Gründen ist evtl. kleben nicht günstiger wie scheissen … Dazu kommt, dass wir ja in den wenigsten Fällen solche Teile durch scheissen müssen, sondern nur heften … d.h. den einzigen Vorteil wo ich so auf den ersten Blick sehe ist, dass es von aussen keine sichtbaren Scheiss stellen gibt.» Erkennt deine Rechtsschreibprüfu...

Eine rätselhafte Reklamation

Die Geschichte ist doch viele Jahre her, und heute würde das möglicherweise auf Grund der «Anti-Corruption»-Richtlinien nicht mehr passieren. Ein Kunde belieferte über Jahre einen grossen Konzern im Norden Europas. Alles lief wunderbar, keine Reklamationen, auch die Anlieferung per LKW etwas ausserhalb der offiziellen Anlieferzeit ging friktionsfrei über die Bühne. Doch dann änderte sich die Sachlage: Plötzlich wurden mehr und mehr Lieferungen reklamiert. Die Gründe waren unterschiedlich, auch mangelnde Qualität war darunter.  Da dies ein wichtiger Kunde war, wurde das natürlich sehr ernst genommen. Aber jede Untersuchung lief ins Leere, auch eine Analyse mit Ishikawa brachte kein Ergebnis. Die Rohstoffe waren in Ordnung, der Prozess stabil, keine Auffälligkeiten bei der Prüfung, die Mitarbeiter waren dieselben. Die fünf oder sechs «Ms» blieben ohne potentielle Grundursache. Kein Ergebnis mit Ishikawa! In der Verzweiflung wandte sich die Chefin an mich, ob ich denn eine Idee hätte?...

Die CC-Regel - nicht alles wird gelesen...

Kennen sie die CC-Regel?  Ich werde Ihnen diese an Hand eines Gesprächs versuchen näherzubringen: Kollege: « Ich habe dir per Mail geschrieben, hast du das gelesen?» «Worüber?» Kollege: «Ja das Projekt betreffend!» «Nein, habe ich nicht» «Aber ich habe dich adressiert, weil du etwas machen musst!» «Ich bin nicht adressiert worden!» «Ich habe dir doch ein Mail geschickt!» «An mich oder CC?» Er: «Glaube CC?» Ich: «Dann darfst du dich nicht wundern, dass ich es nicht gesehen habe!» «Warum das denn, liest du keine Mails?» Die CC-Regel Meine Antwort: «Schon, aber CC bedeutet «Carbon Copy» und daher nichts anderes, als dass ich lediglich informiert werde und nicht adressiert bin. Bei mir kommt das alles mit einer Outlook-Regel in einen eigenen Ordner, der nur hin und wieder geöffnet wird.» Ende des Gesprächs. Ich sage nur: Pech gehabt! Wer mich adressieren will, muss mich richtig adressieren nicht so nebenbei, also «CC». Warum ich diese Regel brauche? Ganz ein...